Teufelstalschlucht - Double: Wilde 13 & Eternal Crack
Nach "langer" Zeit sagte Meteo wieder mal einen Tag mit stabilem Bergwetter voraus und so stand die Frage im Raum wie sich dieser Tag am besten in Klettermeter ummünzen liesse. In solchen Situationen steht man meist ein wenig vor der Qual der Wahl - vieles scheint möglich, aber was macht am meisten Sinn? Viele spannende Ziele wie zb. der Salbit sind zwar mit genügend Motivation auch als Tagestour von Zürich aus realisierbar. Aber dann bleibt doch einiges an Zeit für Zu- & Abstieg auf der Strecke, die man auch kletternd verbringen könnte. Mit den Einschränkungen: Granit, Zustieg < 1h, Routenlänge > 500m, homogene Schwierigkeiten um 6bc fiel unsere Wahl schliesslich auf die Teufelstalschlucht. Hier kann man zwar auch an kürzeren Tagen und bei weniger gutem Wetter klettern, aber ein paar trockene Tage im Vorfeld schaden nicht, sodass die möglichen Zeitfenster dann doch nicht so zahlreich sind. Bei der Länge muss man hier auch gewisse Abstriche machen, die Routen sind meist keine 300m lang. So beschlossen wir kurzerhand ein Double bestehend aus Wilde13 (270 m) und Eternal Crack (300 m) zu machen. Als Bonus kam dazu, dass wir beide Routen noch nicht kannten.
Dario attackiert den steil-glatten Handriss in L5 von Eternal Crack (7a). |
Der Wecker schrillte an diesem Tag um 4:00 Uhr, kurz vor 6:00 Uhr war ich schlussendlich beim Parkplatz der Alp-Hittä bei Nätschen. Da hatte es Dario als Urner Local mit 10min Anfahrt etwas kommoder. Nachdem wir das Material ausgewählt und angelegt hatten, liefen wir um 6:20 Uhr los.
Den Zustieg kannten wir bereits, auch die drei Abseiler in die Schlucht verliefen problemlos, wobei wir für die letzten zwei Manöver die neuen Fixseile verwendeten (danke!). So standen wir nach knapp einer Stunde um 7:20 Uhr am Einstieg der Wilden13. Wir hatten noch diskutiert welche Route wir zuerst angehen sollten. Wir sahen dann in L2 (6b+) von Eternal Crack einen deutlichen Wasserstreifen, sodass wir uns entschlossen der Route noch etwas mehr Sonne zu gönnen. Ausserdem würde uns die Wilde13 mit ihren zahlreichen Bolts vielleicht einen weniger herben Start ermöglichen.
Vom Bach in der Schlucht muss man noch ziemlich hochkraxeln zum Einstieg der Wilden13, trotz der Fixseile sollte man besser nicht ausrutschen.
In der angenehmen Morgenfrische starteten wir los, die Sonne holte uns ersten gegen 10 Uhr in L5/6 ein. Wir empfanden die Temperaturen morgens als angenehm, kalt war uns nie. Allerdings merkten wir gegen Mittag, dass die Sonne schon kräftig einheizt in der Südwand. Allerdings weht oft ein Wind in der Schlucht und einige Verschneidungen sorgen für Schatten, sodass man hier auch an einem warmen Tag ins frösteln kommen kann. Aber auch dafür reichte uns ein dünnes Windjäckli um Abhilfe zu schaffen.
Nach knapp 4 Stunden hatten wir um 11:45 den Ausstieg der Wilden13 erreicht und es war uns sehr gut gelaufen. Dario schaffte gar eine starke onsight/flash Begehung, vorallem seine Technik in der Verschneidung von L2 (7a+) fand ich inspirierend. Ich war an dieser Stelle leider noch nicht so im flow, wohl auch weil es noch etwas nass aus dem Riss drückte. Ein weiter Sturz aufgrund eines Griffausbruchs in L6 (7b) blieb glücklicherweise folgenlos für mich.
Wir machten uns auf jeden Fall sogleich ans Abseilen, um den Schatten und das Wasser am Grund der Schlucht zu erreichen. Wir hatten uns 1 Liter geteilt, etwas mehr hätte wäre besser gewesen.
Wir wählten zum Abseilen eine Kombination von Zeichen der Freundschaft & Wilde13 und konnten so sehr effizient und ohne Verhänger in 6x50m den Bach erreichen (ZdF: 10 > 8 > W13: 5 > 3 > 2 > 0 > Bach). 60m Seile bieten keinen Vorteil auf diesem Weg.
Unten angekommen nahmen wir einen kräftigen Schluck, verpflegten uns und füllten die Flaschen für den zweiten Aufstieg (jeder 1 Liter).
Der Einstieg von Eternal Crack war schnell erreicht und identifiziert (1 neues Plättli + 1 alter Ring-Bh, angenehmes Standpodest), sodass Dario um kurz nach 13 Uhr die erste Länge in Angriff nahm.
Noch wussten wir nicht, dass unsere Begehung von Eternal Crack dem Routennamen alle Ehre machen und knapp 8 weitere Stunden in Anspruch nehmen würde. Die Risse in allen Grössen sind so herausfordern wie schön...immerhin konnten wir bis auf die ominöse Plattenstelle in L4 (7a?) und zwei kurze Hänger in L5 (7a) und L10 (6b+) alles frei- bzw. onsight klettern.
Ziemlich geschafft, dehydriert und mit schmerzenden Füssen erreichten wir in der Dämmerung um 21 Uhr den Ausstieg. Der Aufstieg zum Abstieg haut dann auch nochmal gut rein und zuletzt wackelten wir im Schein unserer Natel-lampen die Pfadspuren hinunter zur Strasse.
Um 22:00 Uhr konnten wir endlich erlösende Schlucke aus den Wasserflaschen nehmen, die wir in den Autos deponiert hatten.
Irgendwann an diesem langen Tag hatten wir noch darüber siniert ob man nicht auch mal ein Triple machen könnte. Schlussendlich waren wir uns einig, dass für uns auch ein Double reicht um einen erfüllten Klettertag zu erleben :D
Wilde 13
L1 6b+
Verschneidungskletterei wo man kurz mal vor allem gut stehen muss. Oberer Teil etwas botanisch.
L2 7a+
Je nach technischer Fertigkeit kann diese Länge gehörig pumpen...so ergings auch mir, aber Dario demonstrierte, dass es mit spreizen auch anders geht. Schwierig ist vor allem der Mittelteil, wo man am Wechsel zum Piaz nur schwer vorbeikommt. Im oberen Teil kann man sich dann wieder kräftesparender fortbewegen, sodass man idealerweise nur punktuell full-on im Piazmodus unterwegs ist. Achtung: der Riss ist morgens gern noch etwas nass!
L3 6b
Nicht soo eindrückliche Kletterei an Schuppen, zuletzt wieder botanischer Ausstieg.
L4 6b+
Nach einem Mantle durchzieht ein dünner Riss die Platte. Griffig ist der Riss, aber auch sehr zur Seite gedreht, wodurch man die Füsse recht anstrengend anpressen muss.
L5 6c
Zum Auftakt gibts einen cleanen, aber gutmütigen Hand/Thin Hand Riss bevor das Business mit ein paar kräfig-weiten Leistenzügen folgt. Wie im Kalk - nur ohne Tritte...
L6 7b
An überraschend griffigrn Seitgriffen presst man sich zunächst hoch. Eine dieser Schuppen bricht mir dann genau im dümmsten Moment beim clippen aus sodass ich mich plötzlich einige Meter tiefer neben meinem Sicherungsmann wiederfinde. Im zweiten Go zieh ichs dann durch, der Ausbruch beeinträchtigt die Länge kaum. Nach einem entspannteren Mittelteil folgt dann die kurze Crux wo man einmal kräftig anpressen muss um die gute Leiste zu erhaschen.
L7 6a
Kurze und wenig eindrückliche Länge unters Dach. Könnte man ggf. an L6 anhängen.
L8 6c
Das Dach ragt schon ordentlich vor, aber lässt sich schlussendlich mit einem kurzen Hauruck recht einfach überwinden. Sobald man sich in dem Kamin über der Dachkante etabliert hat ist die Sache auch schon gegessen.
L9 6a+
Ich hatte ja auf die letzte Länge von Zeichen der Freundschaft plädiert, aber Dario möchte sich gern die letzte Länge von Wilde13 anschauen. Diese ist nicht eigentlich schlecht, ein paar Kamin-Moves und eine kurze Plattenstelle, aber wir sind uns danach einig, dass sich der Abschluss über ZdF wohl mehr lohnt.
Eternal Crack
L1 6a (2 BH)
Der Tarif wird einem grad beim Einstieg durchgegeben: Ohne Sicherung klettert man die ersten 6-8m, immerhin an guten Leisten zum greifen und stehen. Dann lässt sich an einem Schlitz ein kleiner Cam versorgen um die Mantle/Aufsteher-Crux am ersten Bolt zu erreichen. Es geht dann immer relativ einfach einer weiten Verschneidung entlang, allerdings sind die Placements eher rar bzw. mässig vertrauenserweckend. Kurz vor dem Stand steckt noch ein zweiter Bolt, obwohl die Stelle relativ einfach ist wenn man die richtigen Strukturen mal gefunden hat.
L2 6b+ (clean)
Was für eine Länge! 35m anhaltende Rissverschneidung mit allerlei klemmen, spreizen, stemmen, piazen,...nie wirklich schwer aber eben auch nie wirklich einfach und vor allem ohne markante Rastpunkte. Tatsächlich können einem hier schon mal die Waden sauerlaufen! Legen kann man sehr gut, in allen Grössen und fast überall. Im oberen Teil nässt es wohl immer aus dem Riss, auch wenn die Sonne schon länger in der Wand ist.
L3 6b+ (clean)
"Super Risslänge, Hand bis thin Hand" liest man im Netz...man sollte dem hinzufügen, dass es sich nicht einfach um einen 2er-Splittercrack handelt. Vielmehr handelt es sich um einen weiten Riss, der im Rissgrund hand bis thin-hand Breite aufweist. So steckt man mit dem halben Körper im Berg und hat seine liebe Mühe vorwärts zu kommen. Wer hier nicht Grundkenntnisse von Offwidth-Techniken mitbringt dürfte ein wenig auf die Welt kommen.
L4 7a (2 BH)
Die zwei Bohrhaken stecken gleich eng zu Beginn und dienen dazu über eine grifflose Platte die Verschneidung links zu erreichen. Das geht auch tiptop, wie das mit Freiklettern aussieht konnten wir innerhalb von ein paar Versuchen nicht feststellen. Ein paar gar nicht so schlechte Tritte hat es schon, aber diese im no-hand Modus zu nutzen schien verdammt schwer. Die Verschneidung klettert sich dann moderat, allerdings auch nicht ganz trivial, denn die Risse sind oft breit und wer noch nie von armbaring gehört hat könnte stellenweise noch gefordert sein.
L5 7a (clean)
Übel steil und glatt thront die Risscrux grad oberhalb vom Stand...in einem fast schon dachförmigen Bogen zieht der Riss über die rutschige Wand. Zwar klemmt der Riss hier sehr gut (hands) aber zum stehen hat es kurz einfach nix und Druck machen kann man aus den handjams auch kaum. Es hilft die Handflächen als Untergriff (Supination) zu orientieren und den rechten Fuss so gut es geht in den Riss zu klemmen. Hat man es um das Eck in die weniger steile Verschneidung geschafft, kann man mal verschnaufen und dem Handriss folgen. Dann wartet aber nochmals ein Bauch in der Verschneidung und auch der Riss ist mittlerweile auf Faustbreite gewachsen. Sofern man gut mit den Fäusten ist, sollte dieser Teil aber kein Problem sein. Zuletzt schrubbt man sich wieder durch die weniger steile, aber dafür noch breite Rissverschneidung (armbar bis chickenwing).
L6 6b+ (clean)
Wo geht es hier echt durch? Man könnte nach ein paar einfacheren Metern nun eher links dem augenscheinlich leichteren Gelände folgen oder sich rechts über eine kurze Rissverschneidung in die Wand rechts begeben. Letzters ist etwas kühn, aber geht innerhalb der angegebenen Schwierigkeiten auf. Steht man einmal 2 Meter über dem Cam in der Wand kann man recht überstreckt den kleinsten Cam im Sortiment legen. Nach einer kräfigen Sequenz an dem sehr dünnen Riss kann man die Absicherung etwas aufpeppen. Zuletzt geht es von der Kante nach rechts raus an den gemütlichen Stand.
L7 6c (clean)
Hier haben es die Erstbegeher mit der "cleanness" etwas auf die Spitze getrieben. Der dünne bis sehr dünne Riss in der wenig strukturierten Platte hat zwar ausreichend Möglichkeiten für placements (sofern sie nicht zugewachsen sind), allerdings belegen diese dann auch die meisten der brauchbaren fingerjams. Insofern denke ich ist der Anfang dieser Länge im Nachstieg mit Sicherheit einfacher als im Vorstieg. Gleich zu Beginn heisst es also glatt antreten und die Finger(tip)-Torsion maximieren. Oberhalb stellt sich die Frage bei dem horizontalen Vorsprung ob man an den verwachsenen Riss nach rechts wechseln soll. Dario entschied sich für die linke sauber(ere) Variante. Dazu muss man etwas kühn eine Plattenpassage überwinden - hier wäre ein Tri-Cam für den horizontalen Riss unterhalb sicher optimal. Aber nochmals richtig schwer wirds danach: aus einem Untergriff glatt antreten und den Fuss zur Hand stellen um den Riss oberhalb zu erreichen. Aber auch danach lässts noch nicht lugg - schwierig auf Reibung stehen und die Finger im Riss verklemmen - der hier nochdazu stellenweise verwachsen ist. Zuletzt etwas botanisch-sandig nach rechts, aber nicht zu weit in die Büsche, sondern rechtzeitig links in den Kamin abzweigen!
L8 + L9 6a (clean)
Sehr schöne Piazzerei an einem breiten Riss, nie verzweifelt schwer, aber auch nie ganz einfach. Wir haben die Übergangslänge (4) grad angehängt, was mit 50m Seil gut aufgeht. Dazu geht man vom Stand der L8 etwas nach rechts bis man einen Block erreicht, der oben von einem breiten Riss durchzogen wird. Wird kaum nur ein 4er sein, aber wirklich schwer wars auch nicht. Oberhalb folgt man der Schneise durchs Gebüsch bis man direkt beim Stand an der Wandstufe mit dem markanten Doppelriss ankommt.
L10 6b+ (clean)
Obwohl man rechts in den Alpentraum ausweichen könnte, sollte man sich die letzte Länge von Eternal Crack nicht entgehen lassen. Der eindrückliche thinhand-Riss ist seicht und etwas flared, aber placements lassen sich trotzdem gut und zahlreich anbringen. Wer seine Zehen gut im Riss verklemmen mag und über ausreichend Schmerztoleranz verfügt wird sich an der sonst glatten Wand kaum stören. Mir schmerzen die Zehen nach 20 Seillänge zu sehr sodass ich mir das saubere Einhängen einer Exe schenke, aber sonst gut durchkomme.
Anhaltende cleane Rissverschneidung (6b+) in L2 von Eternal Crack. |
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