Handegg - Howalthlon

Vor kurzem hatten Dave und ich in der Schöllenen den Suworovpfeiler (6c) gemeinsam geklettert und danach noch ein paar flotte Längen im Wädlichlimser (6b+) angehängt. Dabei hatten wir so viel Spass am Meter machen, dass die Idee entstand an einem geeigneten Ort so richtig die Sohlen glühen zu lassen und möglichst viele Längen zu sammeln. Da kam mir eine Tour an der Handegg vom letzten Jahr in den Sinn, bei der Gregory und ich die Fair Hands Line (6a) und die Mummery (6c) an einem Tag geklettert waren, immerhin auch 20 SeillängenUnd tatsächlich eignet sich die Handegg ausgezeichnet um die Ausdauer, Effizienz und Fussfertigkeit einer Seilschaft auf die Probe zu stellen, findet man hier doch zahlreiche, leicht erreichbare Routen auf engstem Raum vor. Das Gelände ist vorwiegend geneigt-plattig, was dem Umstand Rechnung trägt, dass die Beine meist wesentlich ausdauernder sind als die Arme. Aber ganz wichtig: der Granit an der Handegg ist von hervorragender Qualität und in jedem Fall einen Besuch wert! Die meisten Routen wurden bereits um 1980 im Zuge der Freikletterbewegung erschlossen und ein Name sticht dabei besonders oft heraus: Hans Howald. Unter seiner Beteiligung entstanden zahlreiche der lokalen Klassiker, die nach einer Serie von Sanierungen inklusive Nachrüstung nun auch weniger kühnen Leuten wie uns zugänglich sind. In Anerkennung der Leistung der Erstbegeher haben wir unser zweitägiges Projekt Howalthlon getauft, es handelt sich um eine Kombination von Engeliweg (5 SL, 5b), Siebenschläfer (9 SL, 6b+), Eile mit Weile (7 SL, 6c) und Boulder Highway (9 SL, 6b+, 7 p.a.) am ersten Tag und Chamäleon (11 SL, 6a+) Herrenpartie (10 SL, 6b+) und Schiefer Traum (11 SL, 6a+) am zweiten Tag. Ein äusserst lohnendes Wochenendprogramm mit 62 Seillängen, aber man nehme sich nicht zu viel für den Montag vor...

Übersicht des Howalthlons, der erste Tag in grün und der zweite Tag in rot. 

Tag Eins (15:45h)

Wir stellen den Wecker auf 4:45 Uhr und laufen nach einem kurzen Frühstück (Müsli+Milch bzw. Porridge für die Veganer) um 5:30 Uhr vom Parkplatz des KWO los.

Engeliweg (5 SL, 5b, 0:30h)

Geschmeidiger Start um 6:00 Uhr, die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen, sodass wir diese Längen simultan kletternd sehr schnell erledigen konnten. Je nachdem wie viele Exen man dabei hat bzw. klippt muss man zwischendurch mal Material mit der tag line nachholen. Am besten kontrolliert man zu Beginn die Länge der Seile, denn nicht jedes 60m Seil ist auch genau 60m lang. Das heisst, wenn die tag line nur zwei Meter kürzer ist als das Kletterseil hat man bereits ein Problem beim Nachholen...

Engeliweg im Morgengrauen, im Hintergrund das KWO.

Siebenschläfer (9 SL, 6b+, 2:40h)

Langsam gilt es ernst, die erste Länge des Siebenschläfers checkt immerhin bei 6b ein. Das klingt für heutige Masstäbe nicht allzu anspruchsvoll, allerdings muss man bedenken, dass die offizielle UIAA Skala bis 1979 keinen höheren Grad als VI, also ca. 5c, kannte und der Siebenschläfer in eben diesem Jahr erstbegangen wurde...allerdings war schon damals klar, dass eine geschlossene Kletterskala dem Vermögen der besten Kletterer dieser Zeit nicht gerecht wurde und somit findet man im Original-Topo für die erste Länge des Siebenschläfers bereits die Bewertung VI+.

Irgendwo im Siebenschläfer

Historische Anmerkung: 1977 wurde von Reinhard Karl (erster Deutscher am Mount Everest) für die Pumprisse im Wilden Kaiser bereits die Bewertung VII vorgeschlagen. Im Allgemeinen sind selbst die modernen Übersetzungen der lokalen Handegg-Platten-Bewertungen manchmal nur schwer mit der von griffig-steiler Kletterei vergleichbar. Hier ein Versuch einer (persönlichen) Einordnung:

5b: Bereits ab diesem Grad wird man hier in irgendeiner Form reibungstechnisch gefordert.
5c: Die Crux ist definitiv knifflig, aber bei entsprechender Gewöhnung immer meisterbar.
6a: Selbst geübte Schleicher müssen konzentriert steigen, um onsight durchzukommen. 
6b: Schwierige, kaum kontrollierbare Kletterei an der Haftungsgrenze.
6c: Onsight!? Haha. Mit viel Fantasie und Einsatz vielleicht kletterbar.
7a: Auf (Handegg-)Platten bereits eine Form der Zauberei.

Wir kommen in der kühlen Morgenluft gut voran, vereinzelt treffen wir kleine Rinsale an, wirklich störend waren sie aber nur in L8 (6b), wo sie uns zur Zuhilfenahme technischer Unterstützung zwingen. Abgesehen davon mussten wir nur an einer weiteren Stelle in L5 (6b+) kapitulieren und am Haken ziehen. Man muss aber dazu sagen, dass wir im Vorhinein abgemacht hatten, dass wir jeder Stelle nur den onsight-Versuch geben und darüber hinaus zum Haken greifen würden um Zeit zu sparen. Längen konnten wir leider keine zusammenhängen, der resultierende Seilzug war uns einfach zu viel auf den glatten Platten.

Am Top des Siebenschläfers

Beim Abseilen gaben wir uns leider wiederholt der Illusion hin mit dem 60m Seil einen Stand überspringen zu können, was uns schlussendlich mehr Zeit gekostet als gebracht hat und wir so erst nach 50min wieder an der Gabelung zu Eile mit Weile gelangten.

Eile mit Weile (7 SL, 6c, 3:00h)

In L3 (6c) holt uns um 11:15 Uhr schliesslich die Sonne ein. Zuvor war uns der Steilaufschwung (6c) überraschend gut gelungen, dafür müssen wir uns jetzt mit der 6c-Platte auseinandersetzen. Das hierfür andere Gesetze gelten wurde zuvor schon angetönt und wir fackelten auch nicht lange und hievten uns am Haken über diese besonders glatte Platte. Dafür hatten wir für den Rest der Route einen guten Lauf, allerdings konnten wir wieder keine Längen zusammenhängen. Beim Abseilen waren wir vereinzelt wieder zu optimistisch was die Länge unseres Seils angeht, sodass wir doch eine ganze Stunde bis zum Einstieg des Engeliwegs benötigten.

Wo gehts lang in Eile mit Weile?

Bemerkung am Rande: Bei "Eile mit Keile" dürfte es sich um einen Tippfehler im Plaisir West handeln, der so bereits auch Eingang in manchen Internet-Bericht gefunden hat. Wie aus ursprünglichen Berichten hervorgeht kann man die Keile allerdings daheim lassen und sich stattdessen Zeit lassen...

Die Route wurde wie der Siebenschläfer saniert, allerdings mit verzinktem Material, das bereits sichtbar Rost angesetzt hat, aber noch als unbedenklich betrachtet werden kann. Was das Mitführen mobiler Sicherungen betrifft, so konnten wir unser Rack (#0.3 bis #1) nur sehr vereinzelt gebrauchen (Quergang in L2, Verschneidung in L3, Riss in L4, Riss in L7), aber zur zusätzlichen Beruhigung schadet es nicht.

Irgendwo in Eile mit Weile

Boulder Highway (9 SL, 6b+ 7 p.a., 5:45h)

Bei der Planung unseres Unternehmens war diese Route das grosse Fragezeichen gewesen. Uns standen lediglich ein Uralt-Bericht sowie ein paar jüngere Kommentare auf Flickr als Informationsquelle zur Verfügung. Letzteren zufolge war die Route 2019 noch im Original-Zustand von 1979, was uns trotz der Begeisterung diese Route zu klettern doch etwas skeptisch werden liess. Umso grösser war die Erleichterung und Freude als wir bei der Besichtigung am Vortag neues Material in der Route entdeckten! Vielen Dank an die Sanierer an dieser Stelle (Doppmann und Harris, bereits 2018, merci!).

Rissverschneidung in L5 (6b+)

Somit konnten wir voller Zuversicht in wenigen Minuten vom Einstieg des Engeliweg zum Einstieg des Steinbeisserwegs hinüberlaufen und gelangten so über dessen erste Länge (5b) um 14:20 Uhr an den Start des Boulder Highways. Wie erwartet gab es trotz "highway" einige bumps on the road die uns ganz schön forderten, aber ganz im Sinne von A. Schwarzenegger: "We only start counting when it starts hurting". Schliesslich war das Howalthlon-Projekt ja nicht bloss als Extrem-Wandertag gedacht...

Querung auf Tritt-Rail und Riss-Dächli in L7 (6b)

Um 20:00 Uhr, oder nach ca. 5:45h erreichten wir schliesslich das Top, fast doppelt so lang wie für den gleich langen Siebenschläfer hatten wir gebraucht! Natürlich waren unsere Kräfte und Nerven nicht mehr ganz so frisch wie zu Beginn, aber der Grossteil ist sicherlich dem erhöhten Anspruch des Boulder Highway in Bezug auf Schwierigkeit und Absicherung zuzuschreiben. Hier irgendwelche Längen zusammenzuhängen kam uns in keinem Moment in den Sinn...

Diesmal ging aber immerhin das Abseilen flott (45min bis zum Steinbeisser-Einstieg), sodass wir um 21:15 Uhr bereits wieder beim Auto ankamen. Einen vollständigen Bericht zum eindrücklichen Boulder Highway findet man übrigens hierDas waren jetzt aber lässige 15:45 Stunden gewesen!

Tag Zwei (16:45h)

Bedingt durch die etwas kürzere Nacht (Licht aus um 23:00 Uhr) hatten wir diesmal den Wecker auf 5:15 Uhr gestellt, mit der Absicht um 6:00 loszulaufen. Hätten wir den Wecker mal lieber eine halbe Stunde früher gestellt...nicht dass wir am Morgen zu lange gehabt hätten (gut, den Rucksack hatten wir am Vorabend nicht mehr neu gepackt += 10min), aber es sollte ein besonders langer Tag werden...

Chamäleon (11 SL, 6a+ 2 p.a., 5:15h)

Irgendwie wollten wir noch nicht so richtig in die Gänge kommen. Abgesehen von der Vorermüdung war auch unsere Konzentration noch nicht auf Touren, sodass uns ein paar kleinere Pannen (Material beim Depo vergessen, Rucksack dank Mineralwasser in der Trinkflasche geflutet, etc.) wertvolle Zeit kosteten.

Viel Reibung und wenig Haken...L3 (5c+) des Chamäleons.

Erst um 6:45 Uhr starteten wir also in die Chamäleon, mit der Erwartung auf "gut" abgesicherte Plaisirkletterei zu treffen, so stand es zumindest im Plaisir-West...leider hatte keiner von uns die aktuelle Auflage in der es zutreffender heisst: "Sehr lange und anspruchsvolle Kletterei...teils weite Hakenabstände (10-12m!)". Dadurch erwischte uns die Chamäleon mental total am falschen Fuss, sodass wir nur sehr zögerlich vorankamen.

Noch mehr Reibung und noch weniger Haken in L6 (5a).

Im Nachhinein betrachtet wars gar nicht so extrem schwierig, aber wir waren einfach mit dem falschen mindset gestartet und brauchten einige Zeit um den richtigen Rhythmus zu finden. Leider fanden wir diesen erst als bereits die Zeit für die Querung in die Spiegelwand gekommen war, aber für nächstes Mal wissen wir jetzt ja Bescheid...

Querung und Abseilen über Handei (5x, 1:30h)

Nun denn, die Querung des Bandes auf der Höhe von L11 und das anschliessende Abseilen über die Handei waren zwei weitere Unbekannte in unserer Planung gewesen. Während wir den Zustand des Boulder Highways zuvor schon in Augenschein nehmen konnten, war es schon schwieriger die Querbarkeit des hoch gelegenen Bandes einzuschätzen. Der Eindruck durch das Fernrohr war positiv, aber konnte man dann den Stand der Handei ebenso leicht erreichen? Immerhin wussten wir nach der Vor-Besichtigung, dass die Handei grundsätzlich saniert war. Trotzdem blieb ein Element der Unsicherheit, welches aber nicht zuletzt auch wesentlich zum Reiz dieses Projekts beitrug.

Gemütliche Querung am Grasband

Als unser Plan schliesslich aufging, war die Freude natürlich umso grösser, aber der Reihe nach: Vom Stand am Ende von L11 (6a+, Wellenbar) kommt man abseilend auf das breite Grasband zur Rechten. Darauf kann man bequem bis zur Spiegelwand laufen und erkennt schnell etwas unterhalb des Bandes den Stand der Handei. Diesen erreicht man relativ einfach mit etwas abklettern, dank der Legföhren unterhalb ist dies auch nicht sonderlich exponiert, verlangt aber trotzdem Trittsicherheit. Der einzige Wermutstropfen: obwohl die Handei saniert ist, wurden die Stände nicht verbunden und nur ein Ring (oftmals lediglich ein alter Schnapper) montiert...Naja, immerhin hatten wir ein paar Maillons dabei, sodass die Situation nun etwas besser ist, aber für alle Stände hats nicht gereicht, man nehme dort also besser selbst noch Material mit.

Blick zurück zum ersten Abseilstand der Handei.

Das Abseilen selbst verlief ziemlich mühsam, das Gelände ist recht strukturiert und nicht allzu steil, sodass die Seile nicht besonders schön runterfallen. Mit genug fluchen war irgendwann auch das letzte Seilknäuel gelöst und wir befanden uns direkt an der Einstiegsverschneidung der Herrenpartie.

Herrenpartie (10 SL, 6b+, 2:30h)

Nachdem wir in der Chamäleon gefühlt wie Schnecken unterwegs waren und das Abseilen über die Handei mühsam verlaufen war, galt es nun wieder vorwärts zu kommen. So kletterten wir die ersten drei Längen am Stück und die nächsten vier Längen in zwei Doppelpacks. Dadurch, und in Kombination mit der mittlerweile glühenden Sonne begannen aber unsere Füsse einen dermassen schmerzvollen Streik (zwei Doppelpacks = vier Längen am Stück!!), dass wir die letzten drei Längen wieder abwechselnd der Reihe nach kletterten.

Entlang des Pfeilers in L8 (5c).

Hier sieht man auch eindrucksvoll welchen Einfluss die Absicherung auf unsere Geschwindigkeit hatte: wir waren fast doppelt so schnell unterwegs als im Chamäleon und das bei nur einmaligem Techno-Klettern in der 6b/+ Länge! Das Abseilen verlief unter Ausnutzung jeden Standes relativ speditiv, allerdings hätten wir mal lieber die Schuhe angelassen, denn die Platten waren mittlerweile so richtig auf Temperatur und bruzzelten die baren Füsse!

Plattiger gehts fast nicht: Reine Reibung in L10 (5c).

Bemerkung am Rande: Wir sind nicht sicher, ob uns unsere Erinnerung trügt, aber es scheint, dass im Topo der Sanierer ein Stand am Ende von L5 (6a) zu viel eingezeichnet ist, zumindest können wir diesen nicht mit unseren Erinnerungen vereinbaren...

Schiefer Traum (11 SL, 6a+, 3:30h)

Wieder am Einstieg wähnten wir uns gut in der Zeit, war der noch zu bewältigende Schiefe Traum doch etwas leichter bewertet. So gönnten wir uns einen Moment Pause zum snacken und nahmen kurz etwas das Gas raus und starteten die Motoren wieder um 17:30 Uhr. Allerdings hatten wir die Rechnung ohne dem Schnee am Einstieg gemacht, denn die erste Seillänge war praktisch nicht zugänglich. Nun ja, nicht leicht zugänglich, aber ein Weg musste erst gefunden werden...zuerst erreichten wir eine der alten Rostgurken vom Badewannä-Tango, mit deren Hilfe wir über die von der Schneeschmelze dreckige Platte queren konnten. So gelangten wir an die Grenze zwischen Schnee und Fels wo man sich mit mixed-Kletterei dem eigentlichen Riss der ersten Seillänge nähert. Dort offenbart sich ein interessanter Anblick: die erste Seillänge war doch tatsächlich frei! Allerdings in Form eines ca. 10m tiefen Eislochs von dessen Rand man nicht so einfach an den griffigen Riss im Fels gelangt...mit ein bisschen ablassen über den Eisrand kommt man schlussendlich doch ran und dann ging endlich die Post ab, entlang des Risses erreichten wir schnell den ersten Bolt und kurz darauf auch den Stand.

Auf Umwegen zum Stand von L1, man erkennt gut das Eisloch
durch welches die eigentliche Linie verläuft (das rechte der beiden).

Dann kommen aber noch hintereinander drei plattige 6a/+ Längen, die den Schwung wieder merkbar rausnahmen. Als uns danach bewusst wurde, dass wir noch sechs Längen vor uns haben, kam erstmals ein wenig Stress auf, näherte sich die Sonne doch langsam dem Horizont. Da L6 (5b+) recht viel Seilzug verursacht, konnten wir noch nicht durchstarten, aber danach ging es in zwei Doppelpacks (L7+L8 und L9+L10) mit Vollgas voran. Zuvor hatten wir noch vereinbart spätestens um 21:00 Uhr den Rückzug anzutreten, da wir warum auch immer beide unsere Stirnlampen am Einstieg gelassen hatten (wir waren wohl übermässig zuversichtlich gewesen).

Ungewohnt griffig an Schuppen und Rissen: L2 (5c+)

Als wir dann um 20:50 den vorletzten Stand erreichten, rannten wir regelrecht hoch und fädelten doch wirklich pünktlich um 21:00 Uhr die Seile zum abseilen ein. So schnell es im schwindenden Licht ging, glitten wir dem Boden entgegen und erreichten diesen schliesslich nach 11x abseilen um 22:00 Uhr. Nun wieder mit künstlichem Licht ausgestattet marschierten wir Richtung KWO. Zwischendurch musste Dave aber noch kurz meine Schuhe vom Chamäleon-Einstieg holen (danke, Dave!! Wahrlich keine logistische Meisterleistung meinerseits...). So stiessen wir erst um 22:45 Uhr mit dem vorgekühlten Bier an, aber das war egal, wir waren hochzufrieden und super happy, dass unser Plan aufgegangen war!

Kurzgefasst

Howalthlon 6c - 62 SL - 2500m - V. Wegmayr und D. Kofler 21./22. Mai 2020

Der Howalthlon ist ein ausgezeichneter Platten-Formtest, der einige der besten Routen an der Handegg zu einem zugänglichen Ausdauer-Abenteuer kombiniert. Am ersten Tag klettert man am Oelberg  Engeliweg (5 SL, 5b), Siebenschläfer (9 SL, 6b+), Eile mit Weile (7 SL, 6c) und Boulder Highway (9 SL, 6b+, 7 p.a.) und setzt am zweiten Tag an der Spiegelwand fort mit Chamäleon (11 SL, 6a+), Herrenpartie (10 SL, 6b+) und Schiefer Traum (11 SL, 6a+).

Während die Logistik am ersten Tag relativ einfach ist (Depot mit Essen und Trinken beim Einstieg vom Engeliweg, Zwischen-Depot mit Trinken und Friends bei der Gabelung von Siebenschläfer/Eile mit Weile), erfordert der zweite Tag etwas mehr Planung, da man zwei getrennte Teile der Spiegelwand mittels Querung eines Grasbandes auf Höhe von L11 des Chamäleons und 5x Abseilen über die Handei verbindet. Zwar gibt es Wasser in der Nähe des Einstiegs zu Herrenpartie/Schiefer Traum, aber sonst muss man das gesamte Material über die ersten elf Längen des Chamäleon mitführen, sofern man einen mühsamen Hin- und Her-Marsch verhindern will. Alternativ platziert man das Material bereits im Vorhinein am Einstieg zu Herrenpartie/Schiefer Traum.

Sofern man die Gegend noch nicht gut kennt, empfiehlt es sich sehr bereits am Vorabend die verschiedenen Wege und Einstiege zu erkunden, um dann nicht mit Wegfindung Zeit zu verlieren (zumindest uns hat das sicher viel Zeit gespart...).

Die Absicherung ist in den Routen Engeliweg, Siebenschläfer, Herrenpartie und Schiefer Traum sehr gut, dagegen sollte man in Eile mit Weile, Boulder Highway und Chamäleon ein Rack kleiner und mittlerer Friends (bis #1) mitführen, vor allem in den letzten zwei Routen. Für das Simultanklettern eignen sich sehr gut der Engeliweg, aber auch die Herrenpartie und der schiefe Traum. Daher führt man hier am besten möglichst genug (verlängerbare) Expressen und ein Tibloc mit. In den anderen Routen ist die Kombination von Schwierigkeit und Seilzug meist nicht günstig zum simultan klettern. Wir waren mit 2x60m Seilen unterwegs, konnten aber kaum davon profitieren, ausser ein bisschen beim Abseilen im Boulder Highway. Daher würden wir nächstes Mal wohl mit 2x50m gehen (Einfachseil + tag line).

Die Versorgung mit Trinken und Essen ist ziemlich individuell und auch abhängig vom Wetter, wir hatten bei sonnig/warmen Verhältnissen pro Tag und Person 3.5-4.0 Liter Getränk (war nicht zu viel), ein Sandwich und einige Riegel dabei. Es lohnt sich auf jeden Fall die Versorgung nicht zu knapp zu halten, da man sowieso ein Defizit eingeht und vor allem der zweite Tag sonst recht hart werden kann, auch weil man am Abend des ersten Tages leider nicht so viel runterschlingen kann wie man gern würde...

Der Howalthlon garantiert auf jeden Fall ein erfülltes Wochenende und eignet sich auch hervorragend als Gradmesser für die persönliche Fitness...wir sind daher gespannt auf etwaige Wiederholungen ;) Lässt sich dieses Programm gar an einem Tag abspulen!? Wohl nicht für uns Hobby-Kletterer, aber bestimmt für die heutzutage besten Kletterer.

So liest man unter vielen grossen Leistungen zum Beispiel von Alex Honnold's 7 in 7, wo er in sieben Tagen sieben El Cap Routen absolviert, öfters sogar mit Speed Rekord. Oder seine Solo-Begehung des Yosemite Triples (El Cap, Half Dome und Mt. Watkins) in 19 Stunden. Ganz zu schweigen von Honnold's und Caldwell's Leistung in Patagonien wo sie in einem Fünf-Tage-Push die 5000m lange Fitz Traverse bewältigten. Aber selbst local heros wie die Remy Brüder haben bereits ganz andere Massstäbe gesetzt. So zogen die Brüder mal an einem Tag sechs Routen im Eldorado, also um die 2200 Meter. Unglaublich, da muss überall ein ganz anderer Dampf dahinter sein!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Teufelstalwand - Laura (7a)

Gerstenegg - The missing link (75 SL)