Chli Bielenhorn - Psychides (7a+)
Nachdem wir uns in der "Redneck" aufgewärmt hatten waren wir motiviert noch eine zweite Linie zu klettern, auch weil der Tag noch jung war.
Charakter: Bis auf wenige kurze Stellen bewegt man sich in sehr gutem Fels. Die Kletterei ist anspruchsvoll, anstrengend, oft an Rissen aber meistens auf Gegendruck. Die Jammies sollte man aber trotzdem anziehen. Die einfachen Abschnitte sind clean und nicht immer optimal abzusichern. Man trifft auch auf längere Wandabschnitte, die jedoch meist gut abgesichert sind. Uns hat die Tour begeistert und viele tolle Eindrücke vermittelt - auch wenn wir am nächsten Tag richtig platt waren!
Dauer: ca. 5:30 h
Material: Ein Set Cams von Mikro bis #3, #0.3-0.5 am besten doppelt für Cruxpitch.
Abseilen: 4x60m über Sacremotion bzw. Abseilpiste
Man muss schon sagen, aussehen tut diese Länge wirklich attraktiv. Und zum Klettern ist sie es auch. Der erste Bolt ist schnell geklippt und danach gehts zunächst kraftsparend im breiten Riss dahin. Man verlässt den Riss zu einem Nohand-Rest in der Wand und kann sich die Sache mal genauer anschauen. Die Cruxsequenz zieht sich über drei BH, die in etwa drei Abschnitten entsprechen. Besonders schwierig ist jeweils das saubere Klippen der Bolts - es ist schon schwer genug sich mit beiden Armen auf Gegendruck zu bewegen, aber dann auch noch aus dieser extrem anstrengenden Position klippen...puh!
Der Weg zum ersten Klipp ist glatt, aber schnell gemacht, dennoch braucht es ziemlich Bizeps um aus dem Untergriff heraus zu klippen ohne dass die Füsse rutschen.
Der Piaz zum zweiten Bolt zieht sich etwas länger, immerhin ist die Schuppe scharf geschnitten und man kann den linken Fuss etwas im Riss verklemmen. Aber der rechte Fuss presst einfach nur prekär in die Wand und rutscht gern mal weg - was mir dann auch glatt passiert und ich einen ziemlich weiten Abflug antrete. Der Sturzraum ist einigermassen frei, aber man muss aufpassen mit den Füssen nicht den nohand Rest unterhalb zu treffen.
Nach dem zweiten Bolt findet man hinter der Schuppe einen recht guten Henkel, ein wenig kann man hier schütteln, aber auch nicht super, da man auf der strukturlosen Wand kaum Halt findet.
Der Exit aus dem Riss nach oben ist dann mit dem ganzen Pump auch nochmals ziemlich schwer.
Etwa zur Halbzeit erwartet einen eine knackige Sequenz in einer seichten, trittlosen Verschneidung. Man hievt sich kräftig an Seitgriffen in die Platte um danach an guten Crimps, aber ziemlich trittlos zu moven. Immerhin besitzt der Granit hier eine bemerkenswert raue Struktur - vielleicht der Grund für die bescheidene Bewertung.
In dem gestuften Gelände mit ein wenig Gras und Sand begegnet man zwei Aufschwüngen, die man einerseits piazend bzw. hangelnd überwindet.
Eine wahre Kletterreise ist diese Länge. Zunächst noch stemmend und spreizend in dem rustikalen Gully verlässt man diesen in die Platte unterhalb eines Dächlein. Die Platzierung des Bohrhaken ist hier etwas charakteristisch für die Brüder - fürs Freiklettern steckt er deutlich zu tief, denn gedacht war er ursprünglich wohl als "Tritthilfe" für die Querung oberhalb. So quert der moderne Kletterer eben mit etwas Adrenalin über dem Bolt nach links. Ohne grosse Verschnaufpause erreicht man einen coolen Schlitz der mit Quarzkristallen ausgekleidet ist, die man auch in die verschiedensten Richtungen zum Klettern brauchen kann. Die technische Crux wartet meiner Meinung nach in dem kompakten Abschnitt oberhalb - gut schauen und schlau hinstehen sind hier die halbe Miete. Der cleane Piaz zum Abschluss ist vergleichsweise henkelig und mit genug Entschlossenheit schnell überwunden.
Achtung Seilverlauf: Rund um die Kante beim Dach haben wir uns einen bösen Seilverklemmer eingehandelt, wodurch ich beim Stand das Seil nicht mehr ziehen konnte und Max am fixierten Seil mühsam nachsteigen musste.
Mittlerweile hat man sich schon daran gewöhnt, aber ganz ohne ist der anhaltende cleane Piaz in dieser Länge dann auch nicht. Weiter oben wartet dann nochmals eine witzige Kaminstelle wo man nochmal mit allen Körperteilen denken darf.
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